Gut gemeint, ist nicht immer gut gemacht! „Klima retten via App“ lautete jüngst eine Aussendung aus dem Bürgermeisterbüro. Damit wird die Unterstützung für eine Software-Entwicklung an der Kepler-Universität beschrieben. Die App soll helfen, das Nachhaltigkeitsbewusstsein der Menschen zu fördern. Alles, was dazu beiträgt, den ökologischen Fußabdruck jedes einzelnen zu verkleinern, ist sinnvoll – keine Frage. (Screenshot: Website der Stadt St. Pölten/Foto: Vorlaufer)
Ein kleines Bäumchen ersetzt keinen großen Baum
Allerdings sollte nicht nur die Bevölkerung zur ökologischen Lebenshaltung motiviert werden, sondern ist hier auch die Politik gefordert. Seitens der Stadtregierung wird gern darauf verwiesen, wonach St. Pölten aus 70 Prozent Grünfläche besteht. Schön. Im Zentrum jedoch, dort, wo die Hitze im Sommer die Stadt immer häufiger unangenehm aufheizt, wird ein Baum nach dem anderen gefällt. Aufkommendem Bürgerprotest versucht die Stadtpolitik den Wind aus dem Segel zu nehmen: „Es werden Ersatzpflanzungen vorgenommen“, lautet das oft gehörte Argument. Ja, vielleicht irgendwo außerhalb des Zentrums. Und: ein kleines Bäumchen kann keinen großgewachsenen Baum ersetzen, der täglich große Mengen Sauerstoff erzeugt, Kohlendioxid und Staub bindet, und vor allem im Sommer mit seinem Blätterdach zur Kühlung seiner Umgebung sorgt.
Jeder gefällte Baum ändert das Mikroklima eines Grätzels
In jedem Stadtgrätzel, wo ein größerer Baum gefällt wurde, ändert sich das Mikroklima für die dort wohnenden Menschen schlagartig. Ihnen nutzt es nichts, wenn woanders ein Bäumchen als Ersatz gesetzt wird.
Politik sollte an ihren Taten gemessen werden
Klimaschutz zu thematisieren, um ein Umdenken herbeizuführen, ist gut und wichtig. Wenn sich Politik und Verwaltung nur für Werbezwecke das grüne Mäntelchen umhängen, sich gleichzeitig aber nicht um das Kleinklima in einer Stadt und ihren Grätzel scheren, ist es mit der Glaubwürdigkeit nicht weit her. Denn dann läuft einiges sichtlich falsch. (wp/17AUG2020)
Artikel wird bei Bedarf ergänzt